Kraftfutter - Hilfe bei der Futterauswahl

Was bedeutet denn eigentlich Kraftfutter?

 

Kraft- oder Krippenfutter wird immer in Ergänzung zum Raufutter und nur nach Bedarf gefüttert. In Deutschland gibt es eine sehr große Auswahl an Kraftfuttersorten mit verschiedenen Eigenschaften. Wir haben quasi die "Qual die Wahl", um je nach Einsatzbereich, Rasse und Gesundheitszustand DAS richtige Futtermittel auszuwählen. 

Generell unterscheiden wir zwischen Einzel- und Mischfuttermitteln. Wie der Name schon sagt, besteht ein Einzelfutter nur aus einer einzigen Komponente. Werden mehrere Komponenten miteinander vermischt, so entsteht ein Mischfutter – also Müsli oder Pellets. Während bei Pelletfutter alle „Zutaten“ vermahlen und anschließend verpresst werden besteht Müslifutter zumeist aus flockierten Getreide und Mineralpellets sowie zusätzlichen Komponenten wie Kräutern und Co. Die einzelnen Bestandteile sind im Gegensatz zu Pelletfutter erkennbar.

 

Komponenten im Pferdefutter sind:

  • geeignete Getreidesorten (insbesondere Hafer, Gerste und Mais)
  • Nachprodukte aus der Getreideverarbeitung (z.B. Weizenkleie)
  • Nebenprodukte aus der Zuckerverarbeitung (z.B. Trockenschnitzel)
  • Nebenprodukte aus der Bierherstellung (z.B. Bierhefe),
  • Nebenprodukte aus der Ölgewinnung (z.B. Sojaextraktionsschrote)
  • pflanzliche Öle (z.B. Leinöl, Sonnenblumenöl)
  • Samen, Saaten, Kräuter und ähnliche

Gibt es Vor- und Nachteile von Einzelfuttermitteln im Gegenzug zu Mischfuttern? 

 

Der Vorteil der Einzelfuttermittel liegt auf der Hand: Ich weiß genau, was im Trog meines Pferdes landet, und kann punktgenau steuern welche Komponenten ich möchte und welche nicht. Dafür kann es durchaus aufwendig werden, mehrere Komponenten einzeln zu lagern und bei jeder Fütterung abzumessen und zu kombinieren. Rein logistisch gesehen, ist es ungleich angenehmer, nur ein fertig gemischtes Produkt lagern und füttern zu müssen. 

 

Leitfragen zur Futterauswahl

 

Vor der konkreten Futterauswahl solltest du Dir ein paar Gedanken zu deinem Pferd stellen: 

  • Welcher „Typ“ ist mein Pferd? Nimmt es schnell oder weniger schnell zu? Ist es eher rund- oder schmalrumpfig? Wie ist der Zustand von Muskulatur, Fell oder Hufen? 
  • Was möchte ich erreichen? Soll mein Pferd zu- oder abnehmen oder einfach nur das Gewicht halten? 
  • Gibt es bestimmte Inhaltsstoffe, auf die ich bewusst verzichten möchte (oder muss) bzw. gibt es bekannte Unverträglichkeiten bei meinem Pferd auf die ich achten muss? 
  • Und zuletzt: Möchte ich lieber zu Einzelfuttermitteln, wie beispielsweise reinem Hafer, greifen oder auf ein fertig gemischtes Futter zurückgreifen? 

Sobald du dir im Klaren bist, was deine Ziele sind, kannst du dich den bunten Säcken etwas näher widmen. Aber bitte fokussiere Dich nicht nur auf die Bildchen, sondern stattdessen lieber auf das Kleingedruckte. Hier findest du nämlich wichtige Angaben zur Einordnung eines Futtermittels.

 

Die Sache mit der Deklaration - warum sich ein Blick ins "Kleingedruckte" lohnen kann

 

Bei allen Mischfuttern muss herstellerseitig zwingend eine Deklaration beigefügt sein. Diese beinhaltet die Angabe aller Inhaltsstoffe, der Zusatzstoffe sowie deren Zusammensetzung. 

 

Bei der Zusammensetzung wird absteigend sortiert, d.h. an erster Stelle ist die Komponente aufgeführt, die den höchsten Anteil im Futter ausmacht. Hier alle Komponenten inklusive ihrer Eigenschaften aufzulisten, würde ein ganzes Buch ergeben. Ich kann allerdings jedem nur empfehlen, sich zumindest die gängigsten einmal im Detail anzuschauen, denn nur so kann ich am Ende auch eine Entscheidung treffen, welche Komponenten für mein Pferd geeignet sind, und welche eher nicht. 

 

Neben der Zusammensetzung findest du unter den Inhaltsstoffen auch die analytischen Bestandteile des Futtermittels aufgelistet. Dies ist eine verpflichtende Analyse, welche Nährstoffe mit gleichen Eigenschaften in entsprechende „Gruppen“ wie Rohprotein, Rohfaser, Rohfett und Rohasche zusammenfasst. Zusätzlich wird hier auch der Anteil an Calcium, Phosphor, Natrium und Magnesium angeführt. 

 

Unter den Zusatzstoffen finden sich alle Stoffe aufgelistet, die neben den unter "Zusammensetzung" aufgeführten Komponenten zusätzlich hinzugefügt wurden. Diese werden aufgeteilt in ernährungsphysiologische, zootechnische, sensorische und technologische Zusatzstoffe. Im Übrigen bedeutet dies auch, dass z.B. alle hier aufgelisteten Vitamine und Spurenelemente nicht natürlich enthalten, sondern künstlich zugesetzt wurden. 

 

Was mache ich nun mit diesen Angaben?

 

Vergleichst du mehrere Futtermittel miteinander wirst du feststellen, dass die Angaben oft deutlich voneinander abweichen. Je nach Pferdetyp und -Anforderung gilt es nun die für euch sinnvollen Gehalte einschätzen zu können. Hier alles anzuführen würde mal wieder den Rahmen sprengen - für einige ausgewählte Angaben soll es aber trotzdem eine kleine Hilfestellung geben:

  • Rohfaseranteil: Ein hoher Anteil Rohfaser in der Tages-Gesamtration ist essenziell für die Gesundheit deines Pferds. Der Rohfaserbedarf eines Pferdes liegt pro Tag bei ca. 2 bis 3 kg. Heu hat beispielsweise einen Rohfaseranteil von bis zu 30 Prozent. Auch beim Kraftfutter kann ein hoher Rohfaseranteil positiv sein - zB dann, wenn Heu rationiert gefüttert wird. 
  • Energie: Jedes Pferd hat einen individuellen, täglichen Energiebedarf den es zu decken (aber nicht unbedingt zu überdecken) gilt. Ein hoher Energiebedarf entsteht zum Beispiel bei Zuchtstuten oder Hochleistungs-Sportpferden. Das „normale“ Freizeitpferd hat dagegen im Normalfall eher einen moderaten Energiebedarf, welcher oftmals rein durch Raufutter gedeckt werden kann (und sollte). Die Berechnung des individuellen Energiebedarfs eines jeden Pferdes ist nicht so einfach, denn er variiert je nach Anforderung, Konstitution, Haltungsform, Rasse und Alter des Pferdes. Entsprechend dem Bedarf deines Pferdes solltest du auf Futter mit einem entsprechenden hohen oder niedrigen Energiewert zurückgreifen. 
  • Mit Getreide, Hafer- und / oder Getreidefrei: Grundsätzlich ist Getreide ein sehr sinnvolles Futtermittel, jedoch spielt die Art und die Verarbeitungsform eine wichtige Rolle. Einige Getreidesorten sind nämlich besser verdaulich als andere. So wird zB Hafer unbehandelt am besten vertragen, während andere Getreidesorten erst vorbehandelt (zB gequetscht, flockiert oder gepufft) werden müssen, bevor sie im Pferd landen dürfen. Steht „Haferfrei“ auf der Verpackung, so bedeutet dies aber nicht automatisch Getreidefrei! Meist wurde dann anstatt Hafer Gerste und/oder Mais als alternative Komponente eingesetzt.
  • Zuckerreduziert: Dieser Aufdruck bedeutet, dass das Futter weniger als 10% Zucker enthält. Meist wurde hier auch auf den Einsatz künstlicher Süße, wie beispielsweise Melasse, verzichtet. Bei Pferden mit Stoffwechselstörungen und anderen Beschwerden macht es unter Umständen Sinn auf eine möglichst zuckerreduzierte Variante zurückzugreifen. Bei gesunden, sehr mäkeligen Pferden hingegen macht ein „normales“ Müsli mitunter mehr Sinn, da diese oft schmackhafter sind und damit besser gefressen werden. 
  • Stärkereduziert: Pferde können verdauungsbedingt nur eine gewisse Menge an Stärke aufnehmen und verwerten. Wird zu viel Stärke auf einmal zugeführt kann das ernsthafte Probleme wie Durchfälle, Koliken und Co nach sich ziehen. Beim gesunden Pferd muss nicht zwingend stärkereduziert gefüttert werden - es sollte allerdings der Maximalwert von 1g Stärke pro kg Körpergewicht und Mahlzeit nicht überschritten werden. Bei Pferden mit Magenbeschwerden oder Muskelerkrankungen hingegen ist eine stärkereduzierte (und oftmals auch getreidefreie) Fütterung angebracht. 

Bei der Bewertung des Futters macht es Sinn, immer auch die Futtermenge im Kopf zu behalten. Je höher die Futtermenge, die du füttern möchtest, umso stärker musst du die einzelnen Anteile beachten. Bei einer sehr geringen Kraftfuttermenge hat ein hoher Stärke- oder Zuckergehalt beispielsweise logischerweise keinen sehr großen Impact auf dein Pferd und kann im Rahmen der Rationsgestaltung vernachlässigt werden. 

 

Welches Futter ist nun also „schlecht“ und welches „gut“?

 

Die Antwort ist ganz einfach: „Es kommt drauf an“. Während Futter A für Pferd X die komplett falsche Wahl darstellen - es mitunter sogar krank machen kann -, kann es für Pferd Y 

genau das richtige sein. Es gilt also die individuellen Bedürfnisse seines Pferdes, aber auch die Raufutterversorgung als Grundlage für eine darauf aufbauende Kraftfutterversorgung einschätzen und beurteilen zu können, um dann das richtige Futtermittel auswählen zu können. 

 

Du denkst das ist ja gar nicht so einfach? Das ist leider wahr. Aber dafür gibt es zum Glück ja Menschen wie mich, die dir gerne weiterhelfen und bei der Auswahl zur Seite stehen. 

 

Im Rahmen der Futterberatung tun wir genau das: Wir analysieren den Bedarf deines Pferdes, schauen uns die aktuelle Versorgungslage sowohl Raufutter- also auch Kraftfutter- und Zusatzfutterseitig an und entscheiden dann, was wir an der jetzigen Ration anpassen müssen (oder auch nicht). Zusätzlich erhältst du wertvolle Tipps rund um das Thema Fütterung. 

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